Die katholische Pfarrgemeinde St. Dionysius in Nordwalde besaß bis zum Jahre 1999 eine Orgel der inzwischen nicht mehr existierenden münsterischen Firma Thomas auf drei Manualen und Pedal. Ursprünglich stammte diese Orgel aus dem Jahr 1937; es wurden aber hier schon alle anscheinend brauchbaren Teile der Vorgängerorgel verwendet. Nachdem der Kirchenvorstand im Laufe der letzten 20 Jahre mehrere zehntausend Mark in die Renovierung und Erhaltung der Orgel investiert hatte, entschloß man sich zu einem kompletten Neubau. Denn durch die Verwendung minderwertiger Materialien und den wenig sachgerechten Zustand des Pfeifenwerks und der technischen Anlage in dieser Orgel erschien eine weitere Erhaltung im Sinne eines verantwortungsbewußten Umgangs mit Kirchengeldern nicht mehr tragbar zu sein – zumal auch die elektrische Anlage der Orgel immer anfälliger wurde.
Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat kamen zusammen mit dem Orgelbauverein zu dem Entschluss, dass eine neue Orgel nur von höchster klanglicher und technischer Qualität entstehen sollte; ein Instrument, das auf Grund seiner Bauweise mühelos auch mehrere Jahrhunderte überstehen würde und auf Grund seiner klanglichen Qualitäten Maßstäbe setzt. Schließlich bekam die Orgelbauwerkstatt Dieter Bensmann aus dem nur wenige Kilometer entfernten Steinfurt den Zuschlag, weil das durchdachte Konzept einer barocken Orgel westfälischen Charakters von Grund auf überzeugte. In der münsterländischen Orgellandschaft ist eine solche Orgel eine echte Rarität, und so zog schon die Planung des Projektes die Aufmerksamkeit der Fachwelt auf sich.
1996 erwarb die Pfarrgemeinde von der Stiftsgemeinde St. Bonifatius, Freckenhorst, das historische Hauptwerksgehäuse der Mencke-Orgel aus dem frühen 18. Jahrhundert, das zu den ältesten erhaltenen Orgelgehäusen des Kreises Warendorf gehört. Im Zuge der Renovierung der Stiftskirche war es im Jahre 1964 abgebaut und bis 1996 eingelagert worden.
Bei der Durchsicht der eingelagerten Teile stellte sich heraus, dass vom übrigen Bestand der Mencke-Orgel sowie vom Rückpositiv nichts mehr vorhanden war. Auch das Gehäuse war nach 32 Jahren der Einlagerung so stark in Mitleidenschaft gezogen worden, dass es in mühevoller Kleinarbeit restauriert und ergänzt werden musste. Das betraf besonders die Profile und die kunstvollen Schnitzereien der Pfeifenfelder und der Seitenteile. Glücklicherweise gelang es der Orgelbauwerkstatt Bensmann, dem einstigen Instrument in technischer und klanglicher Hinsicht so nahe wie möglich zu kommen, denn im Staatsarchiv Münster stieß man auf den Originalvertrag zwischen Henrich Mencke und dem Stift Freckenhorst vom 10. November 1706.
Bei der Restaurierung half ein Foto aus dem Jahre 1901, das die Orgel in der noch unrenovierten Stiftskirche und ohne Rückpositiv zeigt.
Anhand des restaurierten Hauptwerks konnte die Orgelbauwerkstatt Bensmann auch das Rückpositiv rekonstruieren.